(von Michael Berger) · Wie in Berlin, München und Frankfurt entstanden in Freiburg kleine Betriebe, die von der Leitvorstellung „zusammen leben und arbeiten“ motiviert waren. Gleicher Lohn für alle, hierarchielose Mitbestimmung, flexible Arbeitszeiten, Kostendeckung statt Gewinnerzielung und Selbstverwirklichung waren die Zielvorstellungen. Die zum Teil langlebigen Gebilde passten sich entweder allmählich der wirtschaftlichen Entwicklung ihres Umfelds an oder gingen unter.
Freiburg nach 1945
Durch die Zerstörung von Produktionsbetrieben im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) ging der Anteil der Beschäftigten in der produzierenden Wirtschaft stark zurück. Da die französische Militärverwaltung viele Arbeitskräfte benötigte, stieg die Zahl der im öffentlichen Dienst Beschäftigten. Die Bevölkerung Freiburgs wuchs von ca. 110.000 1945 auf 162.000 im Jahr 1970. Das starke Wachstum entstand vor allem durch Zuwanderung. Bis 1991 wuchs die Bevölkerung nochmals auf ca. 193.000 Personen, vor allem durch Eingemeindung von Umlandorten. Der Anteil Neugeborener war stark rückläufig.
Die Zahl neuer Arbeitsplätze wuchs mit ca. 1 % jährlich sehr langsam. 1970 gab es 94.195 Arbeitsplätze, 67 % davon im tertiären Bereich, 1991 waren nur noch 21 % der Arbeitsplätze im produzierenden Bereich. Die Arbeitslosigkeit lag meist bei 8 – 9%. Mit dem Anstieg der Bevölkerung stieg auch der Wohnungsbedarf. 1963 hatte Freiburg das höchste Wohnungsdefizit im ganzen Bundesgebiet. Es entstanden neue Stadteile: Weingarten, Landwasser, später das Rieselfeld und Vauban, die aber den Bedarf nicht deckten.
Seit 1956 wurden in Freiburg die Oberbürgermeister direkt gewählt. Auf Josef Brandel folgte von 1962 bis 1982 Eugen Keidel. Sein Nachfolger wurde Rolf Böhme, der sozialen Ausgleich und Umweltschutz als wichtige Programmpunkte propagiert hatte. Wie Keidel verstand er es mit wechselnden Mehrheiten zwischen zwei Hauptgruppierungen zu regieren: den sogenannten Bürgerlichen (CDU, FWV, FDP) und die angeblichen Linken (SPD, Grüne, Sonstige). 2001 wurde der Grüne Dieter Salomon gewählt. Sein Versuch der dritten Wiederwahl scheiterte 2018.
Oppositionelle Gruppen waren schon von der französischen Militärregierung gefördert worden. Die Freiburger Gewerkschaften, der Badische Gewerkschaftsbund, waren teilweise von Angehörigen der Kommunistischen Partei (Max Faulhaber) beherrscht. 1946 kam es sogar zu einem Zusammenschluss von Sozialisten und Kommunisten zu einer Einheitspartei. Marschallplan, Währungsreform und die Wiederbewaffnung stießen in Freiburg auf heftigen Widerstand. Mit dem Verbot der Kommunistischen Partei 1956 kamen diese Aktivitäten zum Erliegen. Von nachhaltiger Bedeutung für eine neue Opposition wurde die Universität. Neben dem großen Wirtschaftsfaktor, den sie für die Stadt darstellte, war die Universität Ende der 60er Jahre Ausgangspunkt des studentischen Protests. (siehe den Artikel: „Soziale Bewegungen in Freiburg“)